Seit zwei Wochen – unserem letzten „Gemeindebau-Treffen“ – plagt mich das dumpfe Gefühl, dass unser gemeinsames Vorhaben (ich nenne das mal bewusst nicht Projekt) ein wenig ins Stocken gerät. Beim Nachdenken über die Gründe kam mir die Idee, dass es vielleicht daran liegt, dass der gemeinsam gesetzte Termin, bis 2025 in Braunschweig angekommen zu sein, langsam näher rückt. Dazu kommt, dass durch unterschiedliche Lebensumstände und Rahmenbedingungen innerhalb der Gruppe auch unterschiedliche Geschwindigkeiten entstanden sind und weiter entstehen werden. Dadurch sind die einen eher beflügelt, andere eher geängstigt oder fühlen sich gedrängt. Beim Nachdenken (und Googlen) über diese Zusammenhänge fiel mir ein chinesisches Sprichwort vor die Füße, welches diese unterschiedlichen ausgelösten Gefühle gut einfängt. Es lautet:
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen."
Der Wind der Veränderung weht. Die Zeit, in der wir gemeinsam Ideen für die zukünftige Gemeinschaft entwickelt haben, uns vorstellen und erzählen konnten, wie es wohl sein würde, welche Art von Räumen wir bräuchten, was jeder beisteuern möchte, eben die Zeit des „darüber Redens“, führt nun so langsam zu dem Schritt, vom Denken ins Handeln zu kommen. So habe ich angefangen, meine Bibel aufzuschlagen, um darin mit Gottes Hilfe Motivation und Lösungswege zu finden. „Wege“ war dann auch der Begriff, der mich immer weiter und tiefer in die biblischen Aussagen und Beispiele hineingeführt hat. Erstaunlich war dabei, dass die erste Stelle, die mir bei meiner Suche in der Onlinebible ins Auge sprang, ausgerechnet diese war :
"Ja, du bist meine Leuchte, HERR; und der HERR erhellt meine Finsternis. Denn mit dir erstürme ich einen Wall, mit meinem Gott kann ich eine Mauer überspringen. Gott – sein Weg ist vollkommen; des HERRN Wort ist lauter; ein Schild ist er allen, die sich bei ihm bergen. Denn wer ist Gott außer dem HERRN? Und wer ist ein Fels außer unserem Gott? Gott ist meine starke Festung und vollkommen macht er meinen Weg. Er macht meine Füße den Hirschen gleich und stellt mich hin auf meine Höhen." (2. Samuel 22,29-37)
„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ – ist das nicht eine unglaubliche Antwort auf das chinesische Sprichwort?
Zu dem Thema der unterschiedlichen Geschwindigkeiten ist mir eine Parallele eingefallen, die noch aus der Zeit stammt, als ich Motorradfahrer war. Ich bin in dieser Zeit einige Male mit einer Gruppe von Motorradfahrern unterwegs gewesen. So ein gemeinsamer Ausflug will natürlich auch vorher geplant sein. Zunächst gilt es mal, gemeinsam zu entscheiden, wo es denn eigentlich hingehen soll. Danach kann dann gemeinsam eine schöne Route ausgesucht werden, abhängig natürlich von der Gesamtstrecke und der verfügbaren Zeit. Ist das alles geklärt, wird der Treffpunkt und die Zeit für den Start verabredet und wenn alle da sind, geht es gemeinsam los. Was dabei für so eine Gruppenfahrt wichtig ist, ist dass der langsamste Fahrer die Gruppe anführt, der schnellste fährt hinten. So ist gewährleistet, dass alle zusammenbleiben können und niemand abgehängt wird.
Weiter geht’s in meiner Bibelrecherche. Ein wesentlicher Punkt in meinem Beispiel der Motorradtour ist: Damit die Tour losgeht, müssen alle losfahren. Womit wir schon wieder bei einem Sprichwort wären (eigentlich hasse ich Sprichwörter):
"Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt."
Und um das eigentliche Thema zu adressieren, gleich noch eins hinterher:
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!"
Die Bibel ist geradezu übervoll von Beispielen, die vom Tun/vom Handeln sprechen. Selbstverständlich fällt mir da als erstes Abram ein, von dem der Hebräerbrief schreibt:
"Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme." (Hebräer 11,8)
Oder Rut, die mit Noomi vertrauensvoll in eine ungewisse Zukunft geht:
"Denn wohin Du gehst, dahin will auch ich gehen, und wo Du bleibst, da bleibe auch ich." (Rut 1,16)
Der Hebräerbrief spricht im Kapitel 11 von den „Glaubenszeugen“ oder „Glaubenshelden“. All diesen Menschen ist ein entscheidender Punkt gemeinsam: sie alle drücken ihren Glauben durch Handeln aus.
- Abel, der ein besseres Opfer bringt
- Noah, der eine Arche baut
- Abraham, der auszog, der hinging, um seinen Sohn zu opfern
- Isaak und Jakob, die den jeweils von Gott gewollten Sohn segneten
Es ist eben so, wie es kaum jemand deutlicher ausspricht als Jakobus:
"Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen! Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Gesicht in einem Spiegel betrachtet. Denn er hat sich selbst betrachtet und ist weggegangen, und er hat sogleich vergessen, wie er beschaffen war. Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, der wird in seinem Tun glückselig sein." (Jakobus 1,22-25)
Gott hat sicherlich alle Vorleistungen bereits erbracht. Er streckt uns seine ausgebreiteten Arme entgegen, wie dem verlorenen Sohn. Aber – Schritte machen in seine Richtung, das müssen wir selbst. So können wir mit seiner Hilfe laufen lernen und werden mit Sicherheit den richtigen Weg gehen.
Diejenigen unter euch, die selber Eltern sind, können sich sicher noch an den Moment erinnern, als ihr Kind den rettenden Tisch oder Stuhl losgelassen hat und die ersten eigenen Schritte in unsere ausgebreiteten Arme gemacht hat. So ist es auch mit uns, und – so war es auch bei Jesus. Auch er ließ die Menschen, die Heilung wollten, zu ihm kommen. Sie mussten selber gehen (oder auch getragen werden). Denken wir an den Menschen, der durch das Dach herunter gelassen wird, die blutflüssige Frau, die sich durch die Menge wühlt, um Jesu Kleiderzipfel zu erreichen oder den kleinwüchsigen Zachäus, der voraus rannte und auf einen Baum kletterte, um Jesus sehen zu können. Und natürlich Petrus, der aus dem Boot aussteigen und auf Jesus zugehen musste. Sie alle mussten selber losgehen!
Genau dieselbe Reihenfolge benutzt Jesus auch in seiner Predigt. Unser Handeln ist gefragt (ist mir so deutlich erst jetzt zum ersten Mal aufgefallen):
"Bittet, und es wird euch gegeben werden, Sucht, und ihr werdet finden, Klopft an, und es wird euch geöffnet werden." (Matthäus 7,7)
Wenn wir nur bereit sind loszugehen, dann wird Gott uns den richtigen Weg zeigen, denn (Achtung Sprichwort): Wege entstehen erst beim Gehen!
"Eine Leuchte für meinen Fuß ist dein Wort, ein Licht für meinen Weg." (Psalm 119,105)
"Meine Schritte hielten sich in deinen Spuren, meine Tritte haben nicht gewankt." (Psalm 17,5)
"Das Herz des Menschen plant seinen Weg, aber der HERR lenkt seine Schritte." (Sprüche 16,9)
Es gäbe noch unzählige weitere Beispiele, in denen uns die Bibel zeigt, dass wir uns vertrauensvoll auf den Weg machen können, denn Gott wird uns sicher leiten. Wir müssen nur losgehen!
Heute möchte ich meinen Beitrag mal nicht mit einem Bibelzitat schließen, sondern mit einem Witz meines Vaters, den ich als junger, gläubiger Mensch immer für eher peinlich hielt. Heute weiß ich, wieviel Weisheit darin steckt:
Ein Mann betet an jedem Wochenende: „Herr, schenke mir einen Lottogewinn.“ So geht das Woche um Woche, Monat für Monat, viele Jahre. Irgendwann wird es Gott zu bunt und er antwortet: „Tu mir doch bitte den Gefallen, und fülle einmal einen Lottoschein aus!“
Let’s go!
Euer Peter
Foto von Emanuel Kionke auf Unsplash
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