Wer die Wahl hat ...
- Peter
- 20. Jan.
- 6 Min. Lesezeit
… hat die Qual.
So lautet ein Sprichwort. Und bald ist es wieder so weit. In fünf Wochen stehen die nächsten Bundestagswahlen an. Für mich als durchaus politisch interessierten Menschen der passende Zeitpunkt, mich mal wieder mit diesem Thema zu beschäftigen. Natürlich vor einem biblisch-christlichen Hintergrund, denn das ist mein Fundament für alles, was in der Welt geschieht.
Ich kann mich noch an die sehr interessanten und durchaus auch kontroversen Diskussionen zum Thema Wahlbeteiligung (aktiv und passiv) während der letzten Bibelstudienwoche unserer Gemeinde vor zwei Jahren erinnern. Damals gab es für mich eine Reihe sehr guter Argumente, meine bis dahin recht feste Meinung zum Thema Wahlen nochmals zu überdenken.
Wie es die Tradition unserer weltweiten Gemeinschaft seit langem „erklärt“, sollte sich ein Nachfolger Jesu weder aktiv noch durch das Wählen an der Politik des Landes beteiligen, in dem er lebt. Denn letztlich sind wir nicht mehr als „Pilgrime und Fremdlinge“, die auf ein zukünftiges Vaterland warten, wie es z. B. der Apostel Petrus in seinem Brief ausdrückt. Unsere Regierung sitzt im Himmel und muss auch nicht alle paar Jahre neu gewählt werden (soweit die Ultrakurzfassung der Argumentation).
Auch für eine politische Beteiligung gab es, wie gesagt, viele gute Argumente. Ich möchte mich aber in meinem Beitrag jetzt nicht mit dem Für und Wider dieser Argumente befassen. Mich treibt (noch ohne mich entschieden zu haben) viel mehr die Frage um:
Wenn ich denn wählen würde, wen würde oder könnte ich denn eigentlich wählen?
Nachdem der Bundeswahlausschuss vor einiger Zeit die zur Wahl zugelassenen Parteien festgelegt hat, steht fest, dass 41 Parteien zur Wahl stehen! Darunter gibt es solche Exoten wie die „Gartenpartei“, „Cannabis Social Club“, „Die Liebe – Europäische Partei“, „Die Sonstigen“. Wollte ich bei dieser Vielfalt eine tatsächlich fundierte, rational begründbare Auswahl treffen, so würde ich – meinem Ingenieurverstand folgend – wohl eine Entscheidungsmatrix mit den jeweils wesentlichen Aussagen der Parteien zu für mich wichtigen Themen erstellen, mit einem Punktesystem belegen und bewerten. Und schon hätte ich eine plausible Wahlentscheidung, oder?

Gesagt, getan. So habe ich mal angefangen, zumindest die Inhaltsverzeichnisse der Wahlprogramme zu überfliegen. Eine echt mühselige und langwierige Aufgabe. Naja, ich bin ja Rentner und habe Zeit – aber dafür? Schließlich ist die Bundestagswahl ja schon in fünf Wochen. Wie lange werde ich wohl brauchen? Nach zirka 2 Stunden habe ich dieses Unterfangen aufgegeben. Da kommen tausende von Seiten, angefüllt mit Sprechblasen und Allgemeinplätzen zustande, die schon nach diesen zwei Stunden in einem für mich nicht mehr zu durchblickenden Einheitsbrei verschwammen. Selbst in dem Versuch der Parteien, ihre Alleinstellungsmerkmale zu definieren, finden sich die immer gleichen Sprechblasen, nur in unterschiedlicher Gewichtung, mal abgesehen vielleicht vom „Cannabis Social Club“ ;o). Kein Wunder, dass da nur noch der auffällt, der besonders laut und besonders radikal daherkommt!
Selbstverständlich komme auch ich nicht an den unzähligen Polit-Talkshows und Interviews im Fernsehen vorbei, in denen wegen der kurzen verbleibenden Zeit „Journalisten“ und „Talkmaster“ mit aller Anstrengung versuchen, doch irgendwie den Politikern noch Inhalte zu entlocken. Leider aber auch zunehmend mit einer kaum erträglichen, nervtötenden Wiederholung der immer gleichen Fragen, mit denen sie ihrem Gegenüber ständig ins Wort fallen, auf die die immer gleichen Politiker ebenso immer gleich nicht wirklich antworten. Wie soll man denn bitte daraus zu einer Wahlentscheidung kommen?
Was mich bei all dem medialen Wahlkampfgetöse in den letzten Tagen tatsächlich am meisten nachdenklich gemacht hat, waren einige sehr eindringliche Dokumentationen zu den Themen Klimawandel und Artensterben, die es gleichzeitig auch im Fernsehen gab. Mir scheint es fast, als treffen hier mit Wahlkampf und dem Zustand der Erde zwei Welten aufeinander, die scheinbar keine Berührungspunkte mehr haben. Nach meiner Wahrnehmung ist von Klimawandel (oder wohl eher schon Klimakatastrophe) nichts mehr in den vielen politischen Magazinen zu lesen, zu hören oder zu sehen. Wo sind all die jungen Menschen geblieben, die mit „Fridays for Future“ für so viel Aufsehen gesorgt haben? Wohin ist die selbsternannte „letzte Generation“ verschwunden? Mir scheint, die tatsächlichen, existenziellen, globalen Probleme werden irgendwie ausgeblendet, kommen einfach nicht mehr vor. „Was interessiert mich das Elend der Welt. Wichtig ist, dass keiner meinen Wohlstand und meine Bequemlichkeit bedroht.“ Mir kommt dabei ein Zitat in den Sinn, dass in den 70er und 80er Jahren sehr präsent war. Menschen meines Jahrgangs werden sich erinnern:
Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann. (Weissagung der Cree)
Das war ein allgegenwärtiger Aufkleber und Wahlspruch der Umweltbewegung in diesen Jahren. Auch den habe ich lange nicht mehr gesehen.
Sind wir vielleicht bereits in diesem Zustand eines machtlosen Fatalismus angelangt, weil wir zwar die Aussagen und Warnungen zur Klimakatastrophe schon seit den 1970er Jahren kennen, aber sich das alles bislang irgendwo anders auswirkt oder wir eh nichts mehr ändern können und auch nicht wollen? Die Warnungen sind eindeutig, aber wir Menschen verhalten uns wohl immer gleich, wie schon die Bibel über Israel zur Zeit des Propheten Jesaja berichtet:
Wohl rief der Herr an jenem Tag. / Jahwe, der allmächtige Gott, rief euch zum Weinen und zur Wehklage auf, zum Glatzescheren und zum Trauersack. Doch er fand Jubel und Vergnügen bei euch, Ochsenschlachten und Schafeschächten, Fleischessen und Weintrinken. »Lasst uns essen und trinken«, habt ihr gesagt, »denn morgen sind wir tot!« (Jesaja 22, 12-13)
Schon 1972 sorgte der Bericht an den Club of Rome mit dem Titel „Grenzen des Wachstums“ für viel Aufsehen. Dort wurde in drastischen Szenarien beschrieben, welche Folgen das fortwährende Streben nach immer mehr Wachstum für die Gesellschaft und Umwelt haben würden. Heute aber sehe ich in fast jedem Wahlprogramm den Slogan „Wirtschaft stärken, Wachstum sichern“. Die Wege der Parteien dorthin sind wohl verschieden, die Richtung aber ist gleich. Haben wir also tatsächlich nichts dazugelernt? Schon damals war den Verfassern des Berichtes klar, dass nur ein weltweit konzertiertes Handeln ein Umsteuern ermöglichen würde und dass vermeintlich gerade die eigentlich so gute Regierungsform der Demokratie in ihren Entscheidungsprozessen dafür zu langsam sein wird.
Auch vor dieser anstehenden Wahl werden wieder alle Parteien mit vielen Versprechen werben, von denen am Ende nicht viel übrig bleibt. Wen also soll ich da wählen?
Es gibt da ein „Parteiprogramm“, das so ganz anders ist. Aufgestellt schon vor Beginn der Schöpfung, verlässlich und unverändert, mit Inhalten und Zielen, die vertrauenswürdig und wirklich wählbar sind. Der Urheber dieses Programms sagt von sich selbst:
Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Denn wie der Regen fällt und vom Himmel der Schnee und nicht dahin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt, sie befruchtet und sie sprießen lässt, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot dem Essenden, so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe. (Jesaja 55, 8-11)
Und nun zum Inhalt des Programms (als kurzer Auszug):
Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des HERRN feststehen als Haupt der Berge und erhaben sein über die Hügel; und alle Nationen werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs, dass er uns aufgrund seiner Wege belehre und wir auf seinen Pfaden gehen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Und er wird richten zwischen den Nationen und für viele Völker Recht sprechen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht mehr wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. […] Und es wird dort keinen Säugling mehr geben, der nur wenige Tage alt wird, und keinen Greis, der seine Tage nicht erfüllte. Denn der Jüngste wird im Alter von hundert Jahren sterben, und wer das Alter von hundert Jahren nicht erreicht, wird als verflucht gelten. Sie werden Häuser bauen und bewohnen, und Weinberge pflanzen und ihre Frucht essen. Sie werden nicht bauen und ein anderer bewohnt, sie werden nicht pflanzen, und ein anderer isst. Denn wie die Lebenszeit des Baumes wird die Lebenszeit meines Volkes sein, und meine Auserwählten werden das Werk ihrer Hände genießen. (Jesaja 2, 1-4; 65, 20-22)
In fünf Wochen muss jeder von uns entscheiden, ob und wie er wählen wird. Ich habe mich entschieden. Meine Wahl habe ich vor vielen Jahren getroffen und ich bin froh, das nicht alle 4 Jahre wieder infrage stellen zu müssen. Hätte ich dieses „Programm“ für das Reich Gottes mit in meine Entscheidungsmatrix eingefügt, wäre die Bewertung wohl mehr als eindeutig ausgefallen.
Ich wünsche einem Jeden von Euch in fünf Wochen eine kluge Wahlentscheidung!
„Wer die Wahl hat, …“
In diesem Sinne,
Euer Peter
P.S.: Ich fange gerade an, ein Buch zu lesen mit dem Titel „2052 – Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre“. Darin beginnt der Autor (Jørgen Randers) sein erstes Kapitel mit dem Satz: “Wie also wird die Zukunft aussehen? Das einfachste wäre, jemanden zu fragen, der Bescheid weiß.“ Ist das nicht herrlich? Da kann ich nur sagen: Bibelleser wissen mehr!
Foto von Mika Baumeister auf unsplash
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