In der letzten Woche habe ich zum ersten Mal meine eigenen Stimmbänder gesehen. Auf Anraten meiner Gesangslehrerin hatte ich einen Termin beim HNO für eine Stimmuntersuchung vereinbart, um abklären zu lassen, dass mit meiner Stimme alles in Ordnung ist.
An dieser Stelle schonmal die Entwarnung: die HNO-Ärztin hat nichts Besorgniserregendes entdecken können. Lediglich mein Stimmschluss ist leider nicht optimal, wodurch sich die Vermutung meiner Gesangslehrerin bestätigt hat und wobei mir meine nun verschriebenen Logopädie-Stunden hoffentlich helfen werden.
Um meine Diagnose soll es an dieser Stelle auch gar nicht gehen, sondern darum, dass es für mich eine ziemlich faszinierende Erfahrung war, das Innere meines Kehlkopfes auf einem Video zu sehen.
Da sind diese zwei gefühlt winzigen Stimmbänder, die sich öffnen und schließen und die Luft so in Schwingungen versetzen, dass wir Töne erzeugen können. Muskeln, Knorpel und Fasern arbeiten zusammen wie die Zahnräder einer Maschine, um genau das zu ermöglichen. Und das sind nur die "Zahnräder", die sich tatsächlich in unserem Kehlkopf befinden.
Es gibt noch eine Menge anderer Faktoren, die beeinflussen, wie die Töne klingen, die dort im Kehlkopf ihren Anfang nehmen. Welche Resonanzräume nutzen wir, um den Ton klingen zu lassen? Ist unser Gaumensegel angespannt? Was macht unsere Zunge? Wie hoch oder tief sitzt unser Kehlkopf während wir singen? Wie gleichmäßig ist der Luftstrom, den wir nutzen, um den Ton zu erzeugen?
Ich finde, dass wir überhaupt in der Lage sind, Töne zu erzeugen um zu sprechen und zu singen ist bereits ein wahres Wunderwerk der Schöpfung. Doch es gibt eine scheinbar unendliche Vielzahl von Möglichkeiten, wie diese Töne klingen können. Die kleinsten Abweichungen dabei, wie die einzelnen "Zahnräder" ineinander greifen, können dazu führen, dass sich der Klang wesentlich verändert.
Außerdem schaffen es unsere Stimmen selbst dann einzigartig zu klingen, wenn wir theoretisch die gleichen Töne singen. Nur um sich dann wiederum bei gut eingespielten Gruppen und Duettpartnern so weit angleichen zu können, dass sich eine perfekte Kombination mehrerer Stimmfarben ergibt.
Doch allein mit den „technischen“ Voraussetzungen hört das Wunderbare der Schöpfung Gottes nicht auf. Nein, er hat uns nicht nur all das nötige Werkzeug gegeben, sondern auch die Kreativität dieses Werkzeug auf vielfältigste Weise einsetzen zu können.
Ich könnte gar nicht zählen, wie oft mich Musik schon zum Weinen gebracht hat. Wie allein der Klang von Stimmen der verschiedensten Menschen mir Emotionen näher gebracht hat als die Worte, die sie gesungen haben.
Für mich ist der Fakt, dass wir singen können ein riesiges Geschenk und eins dieser Themen, das einem immer verrückter und unwahrscheinlicher vorkommt, je länger man darüber nachdenkt.
Singen ist für mich ein Geschenk, für das ich Gott sehr dankbar bin, weil es mir in meinem Leben sehr viel Freude schenkt. Genauso dankbar bin ich dafür, nach meiner Stimmuntersuchung zu wissen, dass es meiner Stimme grundsätzlich gut geht und ich sie mit der richtigen Hilfe noch lange benutzen kann.
Diese Dankbarkeit wollte ich diese Woche mit euch teilen und euch dazu anregen, einmal aufs Neue darüber nachzudenken, wie wunderbar wir gemacht wurden. Euch der Vielzahl der Faktoren bewusst zu werden, die zusammenspielen um etwas so selbstverständliches wie ein „Hallo“ erst möglich zu machen. Ich denke, das ist etwas, wofür wir unserem himmlischen Vater alle gleichermaßen dankbar sein können.
„Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl.“ (Psalm 139,14)
Bis zum nächsten Mal!
Eure Lea
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