Einleitung
Im meinem letzten Blog habe ich von der neuen Welt geschrieben, die mit der Wiederkunft Christi beginnt. Gern möchte ich an dieser Stelle nochmal an meinen Aufruf aufmerksam machen.
Wer will, kann seine Vorstellungen und Erwartungen dieser Zeit beschreiben und mir zusenden.
Ich bin gespannt.
Heute möchte ich mit euch auf die Zeit nach Christi Auferstehung schauen. In mir kam die Frage auf, wie wohl die Heilige Schrift entstanden ist? Wie wurden die verschiedenen Texte zusammengestellt, ausgewählt und darüber entschieden, welcher Text dazugehört. Wer waren die Beteiligten? Wurde darüber gestritten? War es einträchtig?
Um es vorwegzunehmen: Ich habe noch keine Antworten gefunden.
Allerdings nahm ich ein Buch in die Hand, das meine Frau vor einiger Zeit von ihrem Physiotherapeuten bekam. Sie sprachen oft bei den Anwendungen über den christlichen Glauben. Leider ist er vor kurzem gestorben. So wie ich es verstanden habe, war er immer auf der Suche nach Argumenten gegen die katholische Kirche. Die Kirche, die meint, die Wahrheit zum christlichen Weg zu kennen. Mit den Moralvorstellungen, den daraus resultierenden Gesetzen und Vorschriften und dem offensichtlichen Versagen.
In diesem Buch "Die un-heilige Schrift", Helmuth Santler, 2014, wird über Texte geschrieben, die es damals nicht in die Heilige Schrift geschafft haben. Durch verschiedene Funde liegen sie uns heute allerdings vor, sodass sie jedermann lesen und studieren kann und sich selbst ein Bild von ihnen machen kann und sie einordnen kann.
Ein Text hat mich besonders angesprochen. Das Evangelium der Maria Magdalena (Ev.d.M.M). Vielleicht unterstützt es unsere Glaubensgruppe im Tun, in unserem Selbstverständnis und kann uns Selbstbewusstsein und Sicherheit geben.
Ich habe weiter recherchiert. Habe eine Textübersetzung gefunden. Eine wissenschaftlichen Radio Blog darüber gehört, mit einer dazugehörigen neuen Übersetzung ins Deutsche. Habe erfahren, dass Franz Alt gerade aktuell zwei Bücher zu diesem Evangelium geschrieben hat. Auf der Seite des Autors ist ein Interview mit ihm zu finden über seine Beschäftigung mit dem Maria Evangelium.
Dieses Interview möchte ich hier in Auszügen (Interview mit Franz Alt) zeigen. Als Ergänzung habe ich die Textstellen aus der Übersetzung des (Evangelium der Maria Magdalena) eingefügt, auf die sich Franz Alt aus meiner Sicht bezieht. an manchen Stellen ergänze oder verbinde ich die Passagen mit meinen Worten (schwarz).
Evangelium der Maria Magdalena
Jesus sagt in diesem Evangelium zu Maria Magdalena: Es gibt keine Sünde. Die Kirche hat aus dieser Frohbotschaft eine Drohbotschaft gemacht; ihr alle seid böse, Sünder, ihr kommt in die Hölle. Die frohe Botschaft von menschlicher Freiheit und Güte steht deutlich im Mittelpunkt dieses Evangeliums. ...
So ist es. Franz Alt bezieht sich auf diesen Textausschnitt:
... Petrus sprach zu ihm: „Nachdem du uns alles erklärt hast, erzähle uns auch dies: Was ist die Weltsünde.“
Der Retter sprach: „Es gibt keine Sünde. Ihr erschafft Sünde mit den Dingen, die ihr tut, dies ist z.B. die Natur des Ehebruchs, die Sünde genannt werden kann. Das ist der Grund, wieso das Gute in eure Mitte trat, als Essenz einer jeden Natur, um sie wieder zu Seinen Wurzeln zurückzuführen." ...
Die Schöpfung ist gut. So beschreibt es der Schöpfungsbericht. Die Natur ist gut. Es kommt darauf an, was der Mensch daraus macht. Steht hier vielleicht auch, dass die Sünde nicht von außen kommt? Durch einen lebendigen Teufel?
Im Interview folgt:
Maria Magdalena fragt Jesus, was wichtiger sei für eine bessere Welt: Der Verstand oder das Herz? Sie will wissen, womit man die höhere Wahrheit erkennen könne, mit der Seele (Psyche) oder dem Verstand (Pneuma)? Jesus antwortet für viele überraschend: Entscheidend sei die Brücke zwischen beiden. Auch C.G. Jung sagt: Allein mit dem Verstand kommt die Menschheit nie zur Vernunft. Unser Materialismus kulminiert ja in Atombomben und Umweltkatastrophen, der Bedrohung allen Lebens. Darum ist diese Botschaft Jesu so wichtig: Wir brauchen den Brückenschlag zwischen Verstand und der Seele. Das jesuanische Schlüsselwort dabei ist „Nous“: Es bedeutet Brücke, Harmonie oder Schlüssel. ...
Es ist schwierig, den Bezug der Schrift (Ev.d.M.M) zu seinen Aussagen herzustellen. Es geht auch sehr hin und her mit den Begriffen Seele, Geist und Verstand. Deshalb habe ich versucht zu sortieren. Siehe meine Ergänzungen im Klammern.
Ich vermute Franz Alt denkt bei seinen Ausführungen an diese Stelle:
... „Ich sah Christus in einer Vision und ich sprach zu ihm: ’ Christus, ich sah dich heute in einer Vision.’Er antwortete darauf und meinte: ’ Sei gesegnet dafür, dass du nicht gezaudert hast, als du mich erblicktest. Denn dort, wo der Geist ("Nous"?) ist, da ist der Hort.’ Ich sprach zu ihm: ’ Christus, wie sieht Er in einer Vision, die durch die Seele (Psyche) oder durch den Geist (Pneuma) gesehen wird? ’Da antwortete der Retter und sprach: ’ Er sieht weder durch die Seele (Psyche) noch den Geist (Pneuma), sondern durch den Verstand („Nous“?), welcher zwischen diesen beiden steht – das ist es, wie man eine Vision sieht.’ ...
Weiter im Interview:
Diese Stelle macht deutlich, dass das Christentum eine Religion der Erkenntnis ist – und nicht des Bekenntnisses. Jesus hat uns viel über die menschliche Natur und das rechte Leben zu sagen. Er ist vor allem deshalb ein Erlöser, weil er uns an unsere göttliche Natur und unser göttliches Ziel erinnert: die Weiter- und Höherentwicklung, sodass wir alle erlöst werden. Unser ursprüngliches göttliches Wesen ist reine Liebe und reiner Geist. ...
Vielleicht fasst der Autor hier diese Passage zusammen?
Dann fuhr Er fort und sprach: „Dies ist der Grund, wieso ihr krank werdet und sterbt. Jener der verstehen kann, der verstehe. Die Materie gebar eine Leidenschaft (Leid?), der keiner ebenbürtig ist und aus der etwas der Natur Gegensätzlichem entstand. Denn darauf folgt eine Störung des ganzen Körpers. Dies ist auch der Grund, wieso ich sagte: ‚Seid guten Mutes!’, wenn ihr entmutigt seid, seid mutig in der Gegenwart der verschiedenen Formen der Natur. Jener der Ohren hat, der höre.“
Als der Gesegnete dies sagte, grüßte Er sie alle und sprach: „Friede sei mit euch. Empfangt meinen Frieden in euch. Achtet darauf, dass euch niemand in die Irre führt, indem er sagt: ‚Seht hier, seht dort…’, denn der Sohn Gottes ist in euch. Folget Ihm! Jene, die Ihn suchen, werden Ihn auch finden. ...
Er spricht von einem fühlenden Evangelium:
Es handelt sich vor allem um ein Evangelium der Harmonie. Jesus sagt zu Maria Magdalena: Die Balance zwischen Seele (Psyche) und Vernunft (Pneuma) ist das, was euch Menschen zu Menschen macht. So könnt ihr Frieden schaffen. Wir brauchen diese Balance zwischen Männlich und Weiblich, zwischen Frau und Mann, aber auch in jedem Mann und jeder Frau. C.G. Jung spricht ja davon, dass es darum gehe, dass ein Mann seine Anima integriere und eine Frau ihren Animus, also beide in sich selbst eine Balance schaffen zwischen männlichen und weiblichen Seelen-Anteilen. Insofern repräsentieren für mich Jesus und Maria von Magdala den ersten wirklich emanzipierten Mann und die erste emanzipierte Frau. Das ist eine Botschaft des Erwachens für eine Welt, die ausser Balance geraten ist. ...
An dieser Stelle spricht Maria, die an Jesu Missionsauftrag zu verzweifeln drohende Jünger und Jüngerinnen Gruppe, mitfühlend an:
Dann erhob sich Maria Magdalena, begrüßte sie alle und sagte zu ihren Brüdern: „Weint nicht, seid weder betrübt noch unentschlossen. Denn Seine Gnade wird vollkommen für uns sein und wird euch beschützen. Lasset uns besser seine Großartigkeit preisen, denn Er hat sie für uns vorbereitet und dies machte uns zu Menschen.“ Als Maria dies sagte, wandte sie ihre Herzen zum Guten und dann diskutierten sie die Worte des Retters.
Franz Alt weiter:
Das Maria-Magdalena-Evangelium fasziniert mich seit Jahren und ich finde es sehr merkwürdig und schade, dass die Kirchen es nicht ernst genommen haben. Sie ist ja neben der Mutter Maria die meistgenannte Frau im Neuen Testament. Doch die Kirchen haben es sich ab dem 6. Jahrhundert viel zu einfach gemacht, sie als Sünderin und Prostituierte abgestempelt.
Das scheint zu stimmen. Papst Gregor der Große (590-604) machte aus der namenlosen Sünderin, die Jesus die Füße salbt (Lukas 7,36-50), Maria Magdalena. Ab diesem Zeitpunkt war sie nicht mehr die herausgestellte Jüngerin.
Erst 1969 erklärte der Vatikan diese Gleichsetzung offiziell für irrig. Leider konnte dies das Image der Maria Magdalena bislang nicht vollständig wiederherstellen.
(Auszüge aus dem Buch Die un-heilige Schrift, Helmuth Santler, 2014)
Dabei war sie die engste Gefährtin des Jesus von Nazareth. Nach dem Magdalena-Evangelium hat Jesus ihr Weisheiten anvertraut, die im Neuen Testament nicht stehen und die er mit seinen Jüngern nicht geteilt hat.
Die enge Beziehung spricht hier heraus:
Petrus sagte zu Maria: „Schwester, wir wissen, dass der Retter dich mehr liebte als alle anderen Frauen.
Dinge, die wir aus dem neuen Testament nicht wissen.
Kommentiert Jesus hier seine Begegnung mit Maria direkt nach seiner Auferstehung?
Er antwortete darauf und meinte: ’ Sei gesegnet dafür, dass du nicht gezaudert hast, als du mich erblicktest. Denn dort, wo der Geist ist, da ist der Hort.’
Ein längerer Textabschnitt führt vielleicht aus, wie Maria ihre Heilung durch Jesus empfunden hat. Jesus hat sie von 7 Dämonen erlöst.
Jesus war frühmorgens am ersten Tag der Woche von den Toten auferstanden und erschien zuerst Maria aus Magdala, die er von sieben Dämonen befreit hatte. (Markus 16,9)
Ich spare hier die ausführliche Passage und verweise auf den unter abgedruckten Gesamttext des Maria Evangeliums. An dieser Stelle nur dieser eine Satz, der sich auf die Zahl sieben bezieht.
Als die Seele die dritte Macht besiegt hatte, stieg sie weiter auf und erkannte die vierte Macht, die sieben Formen besaß.
Und der nächste Gedanke tut so gut:
Für mich ist das Maria-Magdalena-Evangelium der Beweis, dass Jesus keine Männerkirche im Sinn hatte, sondern eine geschwisterliche Kirche aller Menschen. ...
Wie schön und passend ist in diesem Zusammenhang der neue Name unserer kleinen christlichen Glaubensgruppe. https://geschwister-in-christus.de/
Unter anderem kann diese Stelle als Bezug dienen. Vorher haben Andreas und vor allem Petrus, durch ihre ablehnende Art, Maria zum Weinen gebracht:
Levi (Matthäus) antwortete und sagte zu Petrus: „Petrus, du warst schon immer temperamentvoll. Nun sehe ich, wie du dich gegen diese Frau aufbäumst als wäre sie dein Gegner. Denn wenn der Retter sie als wertvoll erachtete, wieso möchtest du sie dann ablehnen? sie als sie als wertvoll erachtete, wieso möchtest du sie dann ablehnen? Der Retter kennt sie sicherlich sehr gut. ...
Gleich geht´s weiter.
In einer Zeit, in der immer mehr Partnerschaften in die Brüche gehen, in einer Zeit, in der wir immer mehr Spaltung in der Gesellschaft beobachten, kann das Traumpaar Jesus und Maria Magdalena ein echtes Vorbild sein. Für mich ging Jesus genauso zu Maria Magdalena in die Schule wie Jesus Maria Magdalenas Lehrer war. Wenn Männer und Frauen mit sich und miteinander in Balance sind, dann sind eins und eins immer mehr als zwei. Eine bessere Welt braucht viele dieser Traumpaare. Dafür sind wir geschaffen. ...
Wenn ich das Wort Traumpaar benutze meine ich das auf einer geistigen Ebene: Der Umgang der beiden miteinander kann auch heute noch vorbildlich sein für die Begegnung zwischen den Geschlechtern, auch für funktionierende Paarpartnerschaften. ...
Das ist der Grund, wieso er sie mehr liebte als uns. Wir sollten uns besser schämen und lieber dafür sorgen, den perfekten Menschen in uns und für uns zu leben, so wie Er es uns aufgetragen hat. Lasst uns das Evangelium predigen und nicht Gesetze aufstellen, die jenseits dessen stehen, die uns der Retter mitgeteilt hat.“
Levi wiederholt hier die Aufgabenstellung. Interessant ist die Forderung, keine zusätzlichen Gesetze aufzustellen. Da fällt mir natürlich gleich das sogenannte Doppelgebot ein.
Jesus antwortete: »Das wichtigste Gebot ist dies: ›Höre, o Israel! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft lieben.‹Das zweite ist ebenso wichtig: ›Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‹Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.« (Markus 12, 29-31)
Es gibt auch heute eine tiefe spirituelle Sehnsucht, nicht nur Gottvergessenheit und Kirchenverdrossenheit. Die Botschaft von der Liebe Gottes zu allem Leben wird auch in Zukunft gebraucht, um Menschen aufzurichten. Das Maria-Magdalena-Evangelium, dieses Evangelium der Balance, bietet nach Jahrtausenden der Kriege, des Hasses und der Rache eine neue Ethik für unsere Zeit. Der Dalai Lama nennt sie «Wissenschaft des Mitgefühls».
Darin steckt Jesu Auftrag, den er im Evangelium der Maria Magdalena den Jüngern und Jüngerinnen erteilt:
Als der Gesegnete dies sagte, grüßte Er sie alle und sprach: „Friede sei mit euch. Empfangt meinen Frieden in euch. Achtet darauf, dass euch niemand in die Irre führt, indem er sagt: ‚Seht hier, seht dort…’, denn der Sohn Gottes ist in euch. Folget Ihm! Jene, die Ihn suchen, werden Ihn auch finden. Gehet hin und prediget das Evangelium des Königreichs. Legt nicht sämtliche Regeln beiseite, die ich euch mitteilte, und gebt kein Gesetz auf, so wie es die Gesetzesgeber tun und euch somit beschränken.“
Einordnung - ein Versuch
Ich finde Franz Alt ist hier eine moderne Auslegung des Evangeliums der Maria Magdalena gelungen. Sicherlich baut er da auch auf die Erfahrungen mit dem Philosophen C. G. Jung auf. Es ist der Versuch, mit der Botschaft des kommenden Königsreichs auf Erden, schon jetzt etwas zur Verbesserung beizutragen. Und das spricht mich an. Ist das nicht auch die Umsetzung des Gebots der Nächstenliebe? Alle Christenmenschen haben immer noch den Auftrag des Weitersagens. Franz Alt setzt es um und das Maria Evangelium spricht es aus und ermutigt uns dazu. Die Umsetzung baut auf Liebe und Wertschätzung auf. So sind über sich hinauswachsende Beziehungen möglich.
In diesem Sinne wünsche ich euch "Traumpaar" Momente.
Ingo
Das Interview ist hier zu finden:
Für den Radioblog „Das Marienevangelium“ folgt diesem Link:
Und die dazugehörige Übersetzung ist hier:
Erläuterungstet:
Jacquline Wormstädt hat den gesamten überlieferten Text des Evangeliums nach Maria aus dem Codex Berolinensis Gnosticus P. 8502 neu übersetzt. Die so entstandene deutschsprachige Fassung haben wir als Hörspiel inszeniert. Damit haben Sie die Möglichkeit, das ganze Evangelium nach Maria anzuhören.
Hier nun die in meinem Blog übernommene Evangeliums - Übersetzung von Stefan Georg Malsi.
Den Text habe ich als Download in Stefan's Blog gefunden:
Zum Blog
Zum Text
(Der Anfang des Originaltextes fehlt an dieser Stelle.)
„Wird Materie nun zerstört oder nicht?“
Der Retter sprach: „Alles Natürliche, jede Form, sämtliche Kreaturen existieren in- und miteinander, und sie lösen sich wieder in das auf, aus dem sie entstanden sind. Denn die Natur der Materie kann sich nur wieder in ihre eigenen Wurzeln auflösen. Jener, der zwei Ohren besitzt, den lasset hören.“
Petrus sprach zu ihm: „Nachdem du uns alles erklärt hast, erzähle uns auch dies: Was ist die Weltsünde.“
Der Retter sprach: „Es gibt keine Sünde. Ihr erschafft Sünde mit den Dingen, die ihr tut, dies ist z.B. die Natur des Ehebruchs, die Sünde genannt werden kann. Das ist der Grund, wieso das Gute in eure Mitte trat, als Essenz einer jeden Natur, um sie wieder zu Seinen Wurzeln zurückzuführen.“
Dann fuhr Er fort und sprach: „Dies ist der Grund, wieso ihr krank werdet und sterbt. Jener der verstehen kann, der verstehe. Die Materie gebar eine Leidenschaft (Leid?), der keiner ebenbürtig ist und aus etwas der Natur Gegensätzlichem entstand. Denn darauf folgt eine Störung des ganzen Körpers. Dies ist auch der Grund, wieso ich sagte: ‚Seid guten Mutes!’, wenn ihr entmutigt seid, seid mutig in der Gegenwart der verschiedenen Formen der Natur. Jener der Ohren hat, der höre.“
Als der Gesegnete dies sagte, grüßte Er sie alle und sprach: „Friede sei mit euch. Empfangt meinen Frieden in euch. Achtet darauf, dass euch niemand in die Irre führt, indem er sagt: ‚Seht hier, seht dort…’, denn der Sohn Gottes ist in euch. Folget Ihm! Jene, die Ihn suchen, werden Ihn auch finden. Gehet hin und prediget das Evangelium des Königreichs. Legt nicht sämtliche Regeln beiseite, die ich euch mitteilte, und gebt kein Gesetz auf, so wie es die Gesetzesgeber tun und euch somit beschränken.“
Als Er dies gesprochen, verschwand er. Doch sie waren betrübt. Sie weinten sehr und sagten: „Wie sollen wir zu den Heiden gehen und das Königreich des Sohn Gottes predigen? Wenn sie Ihn schon nicht verschonten, wieso sollten sie uns schonen?“
Dann erhob sich Maria Magdalena, begrüßte sie alle und sagte zu ihren Brüdern: „Weint nicht, seid weder betrübt noch unentschlossen. Denn Seine Gnade wird vollkommen für uns sein und wird euch beschützen. Lasset uns besser seine Großartigkeit preisen, denn Er hat sie für uns vorbereitet und dies machte uns zu Menschen.“ Als Maria dies sagte, wandte sie ihre Herzen zum Guten und dann diskutierten sie die Worte des Retters.
Petrus sagte zu Maria: „Schwester, wir wissen, dass der Retter dich mehr liebte als alle anderen Frauen. Berichte uns von den Worten des Retters, die du erinnerst – die du kennst und wir nicht oder von denen wir noch nie gehört haben.“
Maria antwortete und sagte:
„Was dir verborgen, werde ich dir kundtun.“ Und sie sprach zu ihnen die Worte: „Ich…“, sprach sie, „Ich sah Christus in einer Vision und ich sprach zu ihm:
’ Christus, ich sah dich heute in einer Vision.’
Er antwortete darauf und meinte:
’ Sei gesegnet dafür, dass du nicht gezaudert hast, als du mich erblicktest. Denn dort, wo der Geist ist, da ist der Hort.’
Ich sprach zu ihm:
’ Christus, wie sieht Er in einer Vision, die durch die Seele oder durch den Geist gesehen wird?’
Da antwortete der Retter und sprach:
’ Er sieht weder durch die Seele noch den Geist, sondern durch den Verstand, welcher zwischen diesen beiden steht – das ist es, wie man eine Vision sieht.’
(Der mittlere Teil des Originaltextes fehlt an dieser Stelle.)
’Ich sah nicht, wie du herabstiegst, aber jetzt sehe ich, wie du aufsteigst. Wieso lügst du also, weil du zu mir gehörst?’
Die Seele antwortete und sprach:
’ Ich sah dich. Und du hast mich weder gesehen noch erkannt. Ich diente dir einst als Gewand und du hast mich nicht erkannt!’
Als sie (die Macht) das ausgesprochen hatte, verschwand sie lachend (frohlockend):
Danach kam es auf die dritte Macht an, die da Ignoranz lautet. Sie (die Macht) befragte die Seele: ’ Wohin gehst du? In Boshaftigkeit wirst du gebannt, urteile nie!’ Und die Seele sagte: ’Wieso verurteilst du mich, obwohl ich dich nicht verurteilt habe? Ich war gebunden, doch habe nie gebunden. Ich bin nicht erkannt worden. Aber ich habe erkannt, dass sich die Ganzheit auflösen wird, sowohl die Irdischen Dinge als auch die Himmlischen.’
Als die Seele die dritte Macht besiegt hatte, stieg sie weiter auf und erkannte die vierte Macht, die sieben Formen besaß. Die erste Form war die Dunkelheit, die zweite das Verlangen, die dritte die Ignoranz, die vierte die Furcht vor dem Tode, die fünfte das Königreich des Fleisches, die sechste die närrische Weisheit des Fleisches und die siebte die zornige Weisheit. Diese sind die sieben Mächte des Zorns.’ Sie (die Mächte) befragen die Seele: ’ Woher kommst du, Menschenmörder, oder wohin gehst du, Welteneroberer?“ Die Seele antwortete und sprach:
„Was mich einst gebunden ist nun befreit, und was mich umgab, ist nun überwunden worden, und die Ignoranz ist besiegt. In einer Welt wurde ich von der Welt befreit, in einer Art himmlischen Gestalt sowie von den Fesseln der Vergessenheit, die vergänglich ist. Von jetzt an werde ich für den Rest der Zeit, der Jahreszeiten, der Äonen, in Stille beabsichtigen.’
Als Maria dies gesprochen hatte, fiel sie in Stille, denn das war der Moment, als der Retter mit ihr gesprochen hatte.
Doch Andreas antwortete und sagte zu den Jüngern:
„Sprecht, was sagt ihr darüber, was sie eben erzählt hat? Ich bin der letzte der glaubt, dass dies der Erlöser gesagt hat. Diese Lehre ist sicherlich eine befremdliche Vorstellung.“
Petrus antwortete und sprach die gleichen Dinge betreffend. Er befragte sie nach dem Retter:
„Sprach Er wirklich ohne unser Wissen mit einer Frau und das nicht öffentlich? Sollen wir uns ihr nun zuwenden und ihr künftig zuhören? Hat er sie uns vorgezogen?“
Dann weinte Maria und sagte zu Petrus:
„Mein Bruder Petrus, was denkst du denn? Denkst du, dass ich mir all dies in meinem Herzen ausgedacht habe oder dass ich über unseren Retter Lügen erzähle?“
Levi (Matthäus) antwortete und sagte zu Petrus:
„Petrus, du warst schon immer temperamentvoll. Nun sehe ich, wie du dich gegen diese Frau aufbäumst als wäre sie dein Gegner. Denn wenn der Retter sie als wertvoll erachtete, wieso möchtest du sie dann ablehnen? Der Retter kennt sie sicherlich sehr gut. Das ist der Grund, wieso er sie mehr liebte als uns. Wir sollten uns besser schämen und lieber dafür sorgen, den perfekten Menschen in uns und für uns zu leben, so wie Er es uns aufgetragen hat. Lasst uns das
Evangelium predigen und nicht Gesetze aufstellen, die jenseits dessen stehen, die uns der Retter mitgeteilt hat.“
Danach begonnen sie zu verkünden und zu predigen… (Ende)
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