Vor gut zwei Wochen haben wir in unserer „Jugendgruppe“ (mittlerweile ist niemand mehr unter 20 …) angefangen, ein neues Buch zu lesen. Das Buch heißt „Shine Experience – Das Sieben-Wochen-Training für ein Leben mit Leuchtkraft“ (von Andreas Boppart, Jonathan Bucher, Leonardo Iantorno, Michael Zurbrügg) und es geht darum, Gott mehr in sein Leben zu lassen und das auch nach außen zu zeigen. Jeden Tag bekommt man eine Aufgabe oder einen Gedankenanstoß, der einen näher mit Gott oder seiner Botschaft zusammenbringt oder einen auch ggf. herausfordert, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.
Ein paar Tage nachdem wir mit dem Buch angefangen hatten, bekamen wir die Aufgabe, uns für den Heiligen Geist zu öffnen. Man sollte sich mindestens fünf Minuten ruhig hinsetzen und Gott einladen, zu einem zu reden oder einen seine Anwesenheit spüren zu lassen. Da so etwas in unserer Gemeinde nicht unbedingt üblich ist, kam uns das zuerst etwas ungewohnt vor. Wir (mein Mann und ich in diesem Fall) wollten es aber unbedingt versuchen.
„Wenn er aber kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und was kommen wird, wird er euch kundtun. Er wird mich verherrlichen, denn aus dem Meinen wird er empfangen und euch kundtun. Alles, was der Vater hat, ist mein. Darum habe ich gesagt, dass er aus dem Meinen empfängt und euch kundtun wird.“ (Johannes 16,13-15)
Die ersten Versuche
Wir waren mittags spazieren, unsere Tochter hat friedlich in ihrem Kinderwagen geschlafen, und wir haben uns einfach ins Grüne auf eine Bank gesetzt. Dort haben wir dann unseren ersten Versuch unternommen, Gott und Jesus in unser Herz einzuladen. Wir haben zu Anfang gebetet und dann fünf Minuten mit geschlossenen Augen ruhig dagesessen. Nach den fünf Minuten hatten wir keine große Erkenntnis oder Eingebung, aber mich hatte eine große Ruhe und ein Gefühl von Geborgenheit ergriffen. Mein Mann war eher etwas unruhig (ihm ging es den ganzen Tag über nicht sonderlich gut) und das konnte er nicht so ganz loslassen. Aber als wir nach dem Gebet anfingen, kam einmal sehr deutlich und kräftig die Sonne raus. Mir ist das gar nicht besonders aufgefallen, meinem Mann hingegen schon. Das ist ein bisschen „sein Ding“ mit Gott. Das ist Gottes Weg meinem Mann zu zeigen, dass ER da ist. Also hatten wir beide ein kleines Bisschen das Gefühl, Gottes Anwesenheit gespürt zu haben.
Der nächste Tag war ein Sonntag und wir nahmen an unserem Online-Gottesdienst teil. Dieser findet zurzeit via Zoom statt und es ist jeder eingeladen, etwas beizutragen oder ein Gebet zu sprechen. Vor dem Gedächtnismahl wurde gefragt, wer das Gebet sprechen möchte und ich hatte ganz kurz den starken Impuls, dass ich das Gebet sprechen sollte. Der Impuls war allerdings so kurz, dass ich mich im Endeffekt dann aber doch nicht getraut habe. Später (nach dem Gottesdienst) habe ich dann von meinem Mann erfahren, dass er auch den Gedanken hatte, dass ich das Gebet sprechen sollte. War das nun Zufall? Oder lag es daran, dass wir nun anfingen, uns zu öffnen und auf Gottes Stimme zu hören? Für mich fühlte es sich auf jeden Fall so an, als wollten Gott und Jesus nun mehr mit uns in Kontakt treten.
Am gleichen Tag saßen wir abends (ein schöner, lauer fast-Sommerabend) auf unserem Balkon und wir wollten die Gelegenheit nutzen, Gott und Jesus noch mal einzuladen, mit uns in Kontakt zu treten. Wir haben also wieder zusammen gebetet und uns dann zurückgelehnt und zugehört, was sie uns zu sagen hatten. Mein Mann hatte das Gefühl, er solle wieder mehr Musik machen, da ihm das sehr guttun würde und er hatte noch ein paar andere vage Ideen. Er konnte nicht direkt sagen, dass es deutlich von Gott kam, aber es war auch nichts dabei, was er verwerfen wollte. Mir kam die Idee, das „Zuhören“ auf jeden Fall weiter zu verfolgen, Tagebuch darüber zu führen und meinen nächsten Blogbeitrag darüber zu schreiben (deswegen sitze ich jetzt hier und versuche meine Gedanken für euch zu sammeln … 😉). Ich hatte auch einfach das Gefühl, dass es mit jedem Mal leichter werden sollte. Allein schon der Sprung von „nur“ Gottes Anwesenheit spüren zu man hat wirklich ein paar Ideen im Kopf. Und dann auch noch dieser Impuls, den Daniel und ich während des Gottesdienstes gespürt haben…
Bergab und bergauf
Zwei Tage später habe ich für eine Freundin (wir nennen sie jetzt mal Betti) gebetet und Gott und Jesus darum gebeten, mir einen Rat für sie aufs Herz zu legen. Sie stand vor zwei Herausforderungen und wusste nicht so ganz, wie sie weitermachen sollte. Während meiner fünf Minuten Ruhe hatte ich ein ganz kurzes Bild von einer Bibelstelle vor Augen. Ich hatte allerdings eher das Gefühl, das mir in diesem Fall meine Gedanken einen Streich gespielt haben. Betti konnte mit der Bibelstelle auch leider nichts anfangen … Es funktioniert also nicht immer. Vermutlich braucht es auch einfach ein wenig Übung. Vielleicht hatte Gott aber auch schon einen anderen Plan, ihr weiterzuhelfen. Oder es war eine Mischung aus beidem 😉.
Ich habe mich auf jeden Fall nicht entmutigen lassen und es am nächsten Tag für eine andere Freundin (diese nennen wir Susi) erneut versucht. Also, das gleiche Prozedere erneut: Gebet und zuhören. Direkt am Anfang hatte ich ein kurzes Bild vor Augen, wie Susi ihr Gesicht hinter einem Stück Papier/Stoff oder ähnlichem versteckt. Dazu kamen mir die vagen Gedanken, dass sie sich nicht verstecken muss/soll. Ich war mir nicht sicher, ob das jetzt von Gott kam oder ob mir mein Gehirn wieder einen Streich gespielt hat. Nichtsdestotrotz habe ich ihr von dem Bild erzählt. Susis Antwort war umso erstaunlicher.
Sie fand das Bild sehr interessant, da ihr gerade erst vor kurzem aufgefallen war, dass sie oft versucht, Beziehungen zu kontrollieren. Sie versucht, nicht so viel von sich preiszugeben, damit sie noch ein wenig die Oberhand haben kann. Es fiel ihr schwer, das in Worte zu fassen. Allerdings passte das Bild auf ihre Situation, da sie gemerkt hat, dass es zwar schwierig ist, ehrlich und verletzlich zu sein, dass sie sich aber eigentlich auch besser fühlt, ehrlich zu sein und nicht zu verstecken, wie sie sich wirklich fühlt. Sie meinte, in der Situation möge es vielleicht einfacher sein, sich zu verstecken, aber langfristig entstünden daraus nur noch mehr Probleme. Das Ganze kam für mich dann doch etwas überraschend, da ich am Anfang nicht wirklich sagen konnte, ob das Bild nun von Gott kam oder nicht. Dafür war es dann umso schöner, die Bestätigung zu haben, dass Gott scheinbar wirklich zu mir gesprochen hat und mir eine Botschaft für Susi übermittelt hat.
Danach kam allerdings dann eine kleine Flaute. Nicht auf Gottes Seite, aber auf meiner. Der Alltag hatte mich irgendwie eingeholt und ich habe mir keine Zeit mehr genommen, Gott und Jesus in mein Herz einzuladen … Eigentlich waren es so schöne Erlebnisse.
Ein paar Tage vor Veröffentlichung dieses Beitrags habe ich abends im Bett gelegen und mich ergriff die Torschlusspanik. Schon wieder hatte ich so lange prokrastiniert, diesen Beitrag zu schreiben. Und irgendwie war ich mir auch nicht mehr so sicher, ob ich wirklich darüber schreiben sollte, auf Gottes Stimme zu hören. Immerhin hatte ich auch das ganz schön schleifen lassen … Es tat mir sehr leid, dass ich Gott und Jesus so habe hängen lassen, und ich kam mir auch irgendwie etwas schlecht vor, sie jetzt um Hilfe zu bitten.
Trotzdem habe ich dann mal wieder gebetet und zugehört, ob sie mir etwas mitteilen möchten. Ich habe sie darum gebeten, mir eine Idee für den Blogbeitrag zu schenken oder aber eine Bestätigung, dass ich doch über Gottes Stimme schreiben soll. Leider ist erst mal nichts angekommen bei mir. So beschloss ich, einfach mal in die Bibel zu gucken. Ich öffnete also nichts ahnend meine Bibel-App auf dem Handy und das erste, was ich sah, war Folgendes: Der Empfang des Geistes. Eine Überschrift aus dem dritten Kapitel des Galaterbriefs. Na, wenn das nicht mal eindeutig war?!
Und jetzt?
Also sitze ich jetzt hier und versuche, das ganze Wirrwarr in meinem Kopf, in Worte zu fassen. Ich hoffe sehr, ihr konntet mir irgendwie folgen und vielleicht auch etwas aus diesem Beitrag mitnehmen. Für mich war es bis hier hin schon sehr spannend, diese Erfahrungen mit Gott und Jesus zu machen und ich möchte euch ermutigen, es auch einfach mal auszuprobieren. Es gibt ja auch nichts zu verlieren. Ihr könnt nur gewinnen. 😊
Mir hat es auf jeden Fall gezeigt, dass es sehr unterschiedlich sein kann, wie Gott antwortet. Und wenn ich sage, ich habe Gottes Stimme gehört, heißt das nicht unbedingt, dass ich tatsächlich Gottes Stimme in meinem Ohr gehört habe. Es gibt viele Arten und Weisen, wie Gott sich mitteilt – durch andere Menschen, durch die Bibel, in den eigenen Gedanken … Und ich habe ja nicht mal wirklich viel aktiv auf Gottes Stimme gehört. Das waren bisher nur einige wenige Versuche. Ich bin gespannt, was noch alles kommen kann, wenn ich das tatsächlich weiter verfolge und mehr Übung bekomme. Zum Abschluss möchte ich euch noch eine Bibelstelle dalassen, die euch hoffentlich ermutigt, einfach mal bei Gott anzuklopfen 😉:
„Und ich sage euch: Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan. Denn wer bittet, empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan. Wer von euch gibt seinem Sohn, wenn der ihn, den Vater, um einen Fisch bittet, statt des Fisches eine Schlange, oder wer gibt, wenn er ihn um ein Ei bittet, einen Skorpion? Wenn also ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater den heiligen Geist vom Himmel herab denen geben, die ihn bitten.“ (Lukas 11,9-13)
Eure Lisa ♥
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